Liebe - das biochemische Mysterium unseres Seins

Es gibt keinen Menschen, der sich nicht im tiefsten Wesen nach Liebe sehnt....

Es gibt keinen Menschen, der sich nicht im tiefsten Wesen nach Liebe sehnt....

Bevor ich den Artikel zu schreiben beginne, durchkreuzen folgende Gedanken meine Überlegungen:

Liebe ist eine Bezeichnung für stärkste Zuneigung und Wertschätzung.

Liebe wird von jedem Mensch individuell definiert, gelebt und empfunden.
Liebe ist kein Gefühl, sondern ein
allgegenwärtiger Zustand.
Liebe ist nicht an Bedingungen geknüpft.

Liebe muss gepflegt und genährt werden.

Liebe ist – unromantisch ausgedrückt – ein Gefühl mit biochemischer Grundlage und neurobiologischen Mustern, die es uns Menschen ermöglicht, Bindungen einzugehen. 

Liebe ist eine der einfluss- und trickreichsten Funktionen, die sich über Jahrmillionen in Gehirn und Körper eingebaut haben.

Evolutionär lässt sich die Notwendigkeit von Liebe wie folgt erklären:
Liebe bringt Menschen zusammen, vor allem Männchen und Weibchen und stärkt das Miteinander. Sie unterstützt den Trieb, sich fortzupflanzen, ist somit zweckdienlich für das Überleben der Spezies. Unsere Partnerwahl wird durch unbewusste Prozesse gesteuert, so spielt z.B. – nebst Intuition und Bauchgefühl - unsere Nase eine wichtige Rolle. Wir müssen das Gegenüber gerne riechen können. Verschiedene weitere Kriterien wie soziale Herkunft, äusserliche Merkmale, charakterliche Präferenzen etc. müssen übereinstimmen: So wird sichergestellt, dass das Erbgut möglichst optimal kombiniert und weitergeben wird.

Darüber hinaus hilft Liebe dem Nachwuchs dabei, geschützt und sicher aufzuwachsen.
Vertrauen, Geborgenheit und Nähe werden vermittelt – essenzielle Bedürfnisse des Menschen.

Liebe kann zudem das Wohlbefinden des Menschen positiv beeinflussen.
Forschungen belegen, dass durch den biochemischen Prozess im Gehirn das Gefühl der Euphorie stark hervorgerufen wird. Diese wiederum fördert die Lebensfreude. Die Sicherheit und Geborgenheit, die dieser Zustand auslöst, kann die negativen Auswirkungen stressvoller Lebensereignisse reduzieren.


Gefühle sind lebenswichtig
Der Mensch ist in der Lage, eine Vielzahl verschiedener Emotionen zu empfinden:
Wir können böse, hoffnungsvoll, misstrauisch, wütend, mutig, traurig, enttäuscht, einsam, entspannt, fröhlich, entschlossen, verschämt, ängstlich, zornig, glücklich, zufrieden oder verliebt sein.

Hätten wir keine Gefühlsempfindungen, dann wären wir leer, könnten uns nicht entwickeln.
Wir würden keine Angst kennen, weder Schmerz noch Freude empfinden, wir hätten kein Mitgefühl, unsere Umgebung wäre völlig bedeutungslos.
Wir würden antriebslos vor uns hin vegetieren und wären funktionierende Hüllen aus Fleisch und Blut.
Gefühle machen uns aus und sind die Antennen, mit denen wir uns und unsere Welt wahrnehmen. Ohne Gefühle könnten wir nicht leben.


Wissenschaftliche Aspekte
Auch wenn die Liebe eine Herzensangelegenheit bleibt, so ist das dafür zuständige Organ das Gehirn. Neurobiologen, Psychologen und Mediziner haben in den letzten Jahren versucht, das Thema Lust und Liebe zu enträtseln. Mit wenig Erfolg: Die meisten Forscher geben unumwunden zu, dass ihre Erkenntnisse über das mächtige und komplizierte Gefühl bescheiden sind.


Liebe und Triebe: Wo gehen im Gehirn die Lichter an- und aus?
Zeigt man Paaren das Bild ihres Partners, dann sehen Forscher anhand von MRT-Aufnahmen, dass das limbische Belohnungssystem im Gehirn deutlich stärker anspringt, als dies etwa bei Bildern von Freunden oder Verwandten der Fall ist.
Gleichzeitig aber reduziert sich die Aktivität in anderen Gehirnarealen, etwa dem präfrontalen Cortex. Er ist für rationales Denken zuständig. Schaut man sich solche Studien an, scheint viel dran zu sein am geläufigen Spruch: Liebe macht blind.

Verlieben wir uns, entzündet sich im Gehirn ein Feuerwerk chemischer Stoffe, die uns in einen Zustand führen, den man zu Recht als «von Sinnen» beschreibt.

Massgeblich verantwortlich ist der stimmungsfördernde Hirnbotenstoff Dopamin, der vom Hypothalamus – einer kleinen, wenige Gramm leichten Region tief im Gehirn – ausgeschüttet wird.
Nicht nur Dopamin wird dort abgegeben, sondern auch andere lustfördernde und anregende Stoffe wie Phenylethylamin (Hirnbotenstoff) oder Adrenalin (Hormon, steigert u.a. die Leistungsbereitschaft).

Dopamin macht euphorisch, das Belohnungszentrum wird aktiviert, körpereigene Rauschstoffe wie Endorphine («Glückshormon») werden freigesetzt.  Das Areal ist ebenfalls bei der Entstehung von Sucht involviert.

So lässt sich der Zusammenhang zwischen Verliebtheit und Sucht erklären: Verliebtheit kann durchaus als eine suchterzeugende Droge bezeichnet werden.

Der rauschartige Zustand schaltet das rationale Denken im Vorderhirn (frontaler Cortex) aus. Ein Abfallen des Serotonins, eines Botenstoffs, der auf Stimmung und Appetit wirkt, setzt ein. Angstgefühle, die die Amygdala auslöst, werden inaktiviert.

Wer frisch verliebt ist, spricht häufig von den bekannten Schmetterlingen oder einem Kribbeln im Bauch. In der Anfangsphase sind wir aufgeregt, wenn wir unseren Partner treffen, und unser Körper schüttet vermehrt das genannte Dopamin aus, das auch als Glückshormon bezeichnet wird. Diese Phase dauert bei jedem Paar unterschiedlich lange, normalerweise ist sie aber spätestens nach einem Jahr vorüber.

Der Körper gewöhnt sich an die Rauschzustände, und die Euphorie nimmt ab. Die neuronale Verarbeitung läuft immer weniger über das Lustzentrum, dafür viel mehr über ein Gehirnareal, das Gefühle verarbeitet.
Körperliche Nähe, Vertrautheit und Zusammengehörigkeitsgefühl führen dazu, dass der Dopaminrausch mit mehr Oxytocin («Wohlfühl-Hormon») und Vasopressin (Hormon, steuert u.a. die Emotionen) ersetzt wird.

Aus blindem verliebt sein wird eine reifere Beziehung, das lässt sich anhand der chemischen Zusammensetzung in Körper und Gehirn nachweisen.

Lassen Sie sich von der Magie der Liebe verzaubern, die Schmetterlinge fliegen und geniessen Sie die die farbenprächtige, wunderbare Frühsommerzeit. 

 Pia Amstutz-Grädel

Quellen: www.quarks.de/www.herder.de/www.wikipedia.ch/www.uni-trier.de

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Bild & Text: Pia Amstutz-Grädel, INFORAMA Rütti